Informationen über die Malediven
Stand: März 2021
Ländername: Republik Malediven
(Republic of Maldives)
Klima: Tropisch mit relativ hoher Luftfeuchtigkeit, keine Jahreszeiten, sondern Monsunzeiten (Nordost-Monsun von November bis März, Südwest-Monsun von Juni bis Ende August).
Jahresniederschlag: 2100 mm
Mindesttemperatur: 25,5°C,
Höchsttemperatur: 30,4°C
Lage und Größe: Die Malediven sind eine Kette von rund 1.190 Inseln im Indischen Ozean von rund 750 km Länge und 120 km Breite, die sich zwischen dem 7. Grad nördlicher und dem 1. Grad südlicher Breite sowie dem 72. und 74. Grad östlicher Länge erstrecken (Gesamtfläche ca. 90.000 qkm, davon Landfläche 298 qkm).
Hauptstadt: Malé
Einwohnerzahl: 142.909 (2017)
Bevölkerung: ca. 531.000
Bevölkerungswachstum +2,9% (2019)
Landessprache: Dhivehi, verwandt mit dem alt-singhalesischen Elu; stark mit arabischen Fremdwörtern angereichert. Englisch ist in der Führungsschicht und in der Geschäftswelt allgemein verbreitet.
Religion: Staatsreligion ist der Islam (sunnitische Richtung).
Nationaltag: 26. Juli
Unabhängigkeit: 26. Juli 1965
Regierungsform: Exekutive Präsidialverfassung,
Staatsoberhaupt: Präsident Ibrahim Mohamed Solih, vereidigt am 17. November 2018
Außenminister: Abdulla Shahid
Parlament: Das Parlament (People´s Majlis) besteht aus 85 in Direktwahl gewählten Abgeordneten.
Parlamentspräsident: Qasim Ibrahim, vereidigt am 17. November 2018
Gewerkschaften: Tourismus Employees Association of Maledives (TEAM)
Verwaltungsstruktur:
7 Provinzen mit zusammen 19 Atollverwaltungen als
unteren Verwaltungseinheiten, zentrale Verwaltung in Malé
Mitgliedschaft internationale Organisationen:
Insgesamt 62 verschiedene Organisationen:
Vereinte Nationen, Asiatische Entwicklungsbank, Bewegung der Blockfreien Staaten, Islamische Konferenz, Commonwealth sowie der Vereinigung kleiner Inselstaaten (AOSIS) Wichtigste Medien:
Eine staatliche Rundfunk- und Fernseh-Anstalt -Maldives Broadcasting Corporation MBC mit Television Maldives (TVM) und Raajje Radio ("Voice of Maldives"); staatlich kontrollierte Zeitungen; mehrere private Online-Nachrichtendienste (u. a. Haveeru Online, Miadhu News, Minivan News). Bruttoinlandsprodukt (BIP total nominal): 5,8 Mrd. USD (2019) BIP/pro Kopf (nominal): USD 15.505 USD (2019) Währung: Maledivische Rufiyaa
Beziehungen zwischen den Malediven und Deutschland
Die diplomatischen Beziehungen zu den Malediven wurden 1966 aufgenommen. Der deutsche Botschafter in Colombo ist in Malé doppelt akkreditiert. Vor Ort unterhält Deutschland ein Honorarkonsulat.
In Deutschland sind für die Malediven drei Honorarkonsuln sowie ein Tourismusbüro tätig. Die maledivische Botschafterin in der Schweiz (mit Sitz in Genf) vertritt ebenfalls im Wege der Doppelakkreditierung ihr Land auch in Deutschland. Das Verhältnis zwischen den Malediven und Deutschland ist freundschaftlich. Im März 2010 war der Anfang Februar 2012 zurückgetretene Präsident Mohamed Nasheed zu Besuch in Berlin und wurde von Bundeskanzlerin Angela Merkel empfangen. Im September 2012 reiste erstmals eine Delegation von Abgeordneten des maledivischen Parlaments nach Deutschland. Zuvor waren die Malediven in die deutsch-südasiatische Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestags aufgenommen worden. Deutschland unterstützt die Konsolidierung der Demokratie auf den Malediven. Dabei kommt der Stärkung demokratischer Institutionen besondere Bedeutung zu. In diesem Zusammenhang fördert das Auswärtige Amt die Reform des Justizwesens mit einem umfassenden Beratungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem United Nations Development Programme (UNDP). Darüber hinaus arbeitet Deutschland mit den Malediven eng zusammen in der internationalen Klimapolitik, einem wichtigen politischen Schwerpunkt des Inselstaates. Unter anderem haben sich die Malediven das Ziel gesetzt, Treibhausgas-Emissionen bis 2020 auf null zu reduzieren. Im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative unterstützt das Bundesumweltministerium dieses ehrgeizige Ziel mit einem Projekt zur Förderung von erneuerbaren Energien, durchgeführt von Fachkräften der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Zudem wird das maledivische Umweltministerium bei Planung und Koordinierung seiner Klimapolitik durch eine deutsche Expertin des Centrums für Internationale Migration (CIM) beraten. Wirtschaftlich haben deutsche Besucher einen hohen Anteil an der Entwicklung des Tourismus zum bedeutendsten Wirtschaftszweig des Landes. Knapp 100.000 deutsche Touristen besuchen jährlich die Malediven und repräsentieren weiterhin die zweitgrößte Gruppe des gesamten Touristenaufkommens Alljährlich ist die Inselrepublik prominent auf der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin vertreten.
Wirtschaft
Der Tourismus ist der mit Abstand größte Wirtschaftszweig der Malediven. Er trägt rund 28 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei und erbringt mehr als 60 Prozent der Deviseneinnahmen und über 90 Prozent der Steuer- und Zolleinnahmen. In der Fischerei, dem zweitgrößten Wirtschaftszweig, arbeiten hingegen nur 11 Prozent der Erwerbstätigen (entsprechend zwei Prozent des BIP).
Die verarbeitende Industrie (Textilien und Schiffsbau) und auch die Landwirtschaft spielen eine nachgeordnete Rolle. Die Böden der Inseln sind
wenig fruchtbar, so dass fast alle Nahrungsmittel eingeführt werden müssen. Hirse, Mais, Süßkartoffel und Zuckerrohr werden selbst angepflanzt. Reis wird importiert. Die wichtigste Nutzpflanze für den Export ist die Kokospalme, aus der Kopra, Kokosfasern und Kokosnussöl gewonnen werden. Die Abhängigkeit der Wirtschaftsentwicklung insgesamt von der Entwicklung der Besucherzahlen im Tourismus ist beträchtlich. Der Tsunami in 2004 hatte die touristische Infrastruktur der Malediven erheblich getroffen. Auch die globale Wirtschafts- und Finanzkrise führte ab Ende 2008 zu einem Einbruch im Tourismussektor. Ab 2010 stieg die Anzahl der ausländischen Besucher wieder deutlich an mit Wachstumsraten von bis zu 20 Prozent auf nunmehr rund eine Mio. Besucher pro Jahr. Reisenden aus Deutschland kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Mit einem jährlichen Zuwachs von zuletzt 8,7 Prozent erreichten sie ein Rekordniveau von knapp 100.000 und liegen damit in der Länderstatistik insgesamt auf Platz zwei hinter China, gefolgt vom Vereinigten Königreich, Russland und Italien. Der Anteil chinesischer Urlauber steigt kontinuierlich. Diese Touristen reisen zudem bevorzugt in der europäischen Sommersaison, in der sich weniger Gäste aus Europa auf den Malediven aufhalten. Vorhandene Kapazitäten können so noch gewinnbringender ausgeschöpft werden. Besucher aus Europa stellen jedoch mit einem Anteil von knapp 60 Prozent an der Gesamtzahl der Reisenden noch immer mit Abstand die größte Gruppe dar.
Im Jahre 2012 sind die Besucherzahlen aufgrund politischer Unruhen vorübergehend zurückgegangen. Als Folge war das BIP-Wachstum mit 3,4 % um mehr als die Hälfte geringer als im Vorjahr (7,5 %). Das BIP wird für 2012 auf 2,2 Mrd. USD geschätzt. Sorgen bereiten in den letzten Jahren zudem das wachsende Haushaltsdefizit und die ebenfalls stark zunehmende Staatsverschuldung. In enger Zusammenarbeit mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) bemühen sich die Malediven um wirtschaftliche Konsolidierung und haben umfangreichere Reformen eingeleitet wie Reduzierung von Subventionen, Einsparungen bei öffentlichen Gehältern sowie Steuerreformen (u.a. Besteuerung von Waren und Dienstleistungen im Tourismusbereich sowie von Unternehmensgewinnen). Bereits 1989 hatte die seinerzeitige Regierung ein gezieltes Wirtschaftsprogramm verabschiedet sowie nach und nach Liberalisierungsmaßnahmen veranlasst, die ausländische Investitionen erlauben. Nach der Festigung demokratischer Verhältnisse Ende 2008 bemühte sich die Regierung Nasheed um verstärktes Engagement aus dem Ausland. In diesem Zusammenhang erlangten insbesondere Investitionen in Erneuerbare Energien (z.B. Solaranlagen) Bedeutung. Nach dem Machtwechsel 2012 ist ein Trend zur Rückverstaatlichung zuvor privatisierter Unternehmen (z.B. des internationalen Flughafens) zu beobachten. Das Pro-Kopf-Einkommen der Bevölkerung ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Nach VN-Kriterien zählen die Malediven damit nicht mehr zu den LDC-Ländern (Least Developed Countries), sondern werden zu den Upper Middle-Income-Countries gerechnet. Nach Kaufpreisparitäten bemessen, liegen die Malediven auf vergleichbarer Höhe wie China und weit vor Indien. Die möglichen Auswirkungen des Klimawandels stellen die größte Herausforderung für den Inselstaat dar. 80 Prozent des Staatsgebiets liegt unter einem Meter über dem Meeresspiegel. Die Behörden versuchen, mit baulichen Schutzmaßnahmen und mit der Umsiedlung von Bewohnern besonders gefährdeter kleinerer Inseln den möglichen Folgen zu begegnen.
Außenpolitik
Die Malediven sind Mitglied in 62 internationalen bzw. regionalen Organisationen und verfolgen dort eine pragmatische und gemäßigte Politik, insbesondere in den Vereinten Nationen, als Mitglied der Blockfreien Bewegung, der Organisation islamischer Staaten sowie des Commonwealth. Wichtigster bilateraler Partner der Malediven ist Indien als größtes Nachbarland. Enge Beziehungen bestehen weiterhin zu Sri Lanka, über das die wirtschaftliche Lebensader der Malediven verläuft, zu Großbritannien als ehemaliger Protektoratsmacht, den Vereinigten Staaten sowie den wichtigsten Herkunftsländern der Touristen, daher auch in zunehmendem Maße zu China. Auch zu den Golfstaaten haben sich die Beziehungen intensiviert. Die südasiatische Regionalorganisation SAARC (South Asian Association for Regional Cooperation) gewinnt zunehmend an politischer Bedeutung. Im November 2011 waren die Malediven Gastgeber des Gipfels der Staats- und Regierungschefs und haben auf dem Gipfeltreffen für die kommenden Jahre den Vorsitz übernommen. Turnusgemäß stellten die Malediven darüber hinaus ab März 2011 für eine Amtszeit von drei Jahren den Generalsekretär von SAARC. Weitere außenpolitische Schwerpunkte und Verbindungen ergeben sich aus der gleichgerichteten Interessenlage mit anderen vom Anstieg des Meereswasserspiegels bedrohten kleinen Inselstaaten. Die Malediven engagieren sich im Rahmen der Gruppe der SIDS (Small Island Developing States) sowie der AOSIS-Staaten (Alliance of Small Island States) und im Verhandlungsprozess über ein Nachfolgeabkommen zum Kyoto-Protokoll zum Klimaschutz.
Daneben engagieren sich die Malediven in der internationalen Menschenrechtspolitik. Für die Jahre 2010 bis 2013 und erneut ab 2014 wurde die junge Republik in den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf gewählt.
Innenpolitik
Die Republik Malediven, am 26. Juli 1965 von Großbritannien in die Unabhängigkeit entlassen, hat mit den ersten freien Wahlen für das Amt des
Staatspräsidenten im Oktober 2008 einen wichtigen Schritt zur Etablierung demokratischer Verhältnisse getan. Als erster frei gewählter Präsident wurde schließlich im November 2008 der in Großbritannien ausgebildete Meereswissenschaftler Mohamed Nasheed von der Maledivischen Demokratischen Partei (MDP) in sein Amt eingeführt. Politische Parteien wurden auf den Malediven im Zuge eines Demokratisierungs- und Reformprozesses erst 2005 zugelassen. Unter dem Druck der öffentlichen Meinung verkündete der langjährige Präsident Gayoom 2006 den Wandel von „Autokratie zu Demokratie“ und stellte eine „Roadmap“ für den Reformprozess vor. In einem Referendum am 18.08.2007 entschied sich die Bevölkerung der Malediven für ein Präsidialsystem in Anlehnung an die US-Verfassung. Die auf dieser Basis ausgearbeitete neue Verfassung trat im August 2008 in Kraft. Der Präsident ist danach gleichzeitig Staats- und Regierungschef und wird für jeweils fünf Jahre direkt gewählt. Gleichzeitig schreibt die Verfassung erstmals die Gewaltenteilung fest und damit die Unabhängigkeit der Justiz. Im Mai 2009 folgten die Wahlen zum maledivischen Ein-Kammer-Parlament (People´s Majlis). Ihm gehörten 77 Abgeordnete an. 27 Sitze errang die MDP, ebenfalls 27 die DRP. Von der DRP spaltete sich 2011 ein dem ehemaligen Präsidenten Gayoom treuer Flügel ab und gründete unter dessen Vorsitz die Progressive Party of Maldives (PPM). Die weiteren Sitze entfielen auf drei kleinere Parteien sowie auf unabhängige Kandidaten.
Am 29. Januar 2011 fanden die ersten Kommunalwahlen der Inselrepublik statt. Die seinerzeitige Hauptoppositionspartei DRP (vor Abspaltung der PPM) hat dabei eine klare Mehrheit der zur Wahl stehenden Mandate gewonnen, besonders auf weiter abgelegenen Inseln, aber auch die seinerzeit regierende MDP war erfolgreich, besonders in den Bevölkerungszentren, die ca. 40% der Wahlberechtigten ausmachen. Am 7. Februar 2012 erklärte Präsident Mohamed Nasheed seinen Rücktritt, nachdem sich Teile der Sicherheitskräfte gegen ihn gestellt hatten. Zur Untersuchung der Umstände des Machtwechsels wurde eine nationale Untersuchungskommission mit zwei internationalen Beobachtern (VN und Commonwealth) einberufen. Diese bestätigte am 30. August 2012 den verfassungsgemäßen Übergang der Regierungsgeschäfte. Die internationale Gemeinschaft drängte danach auf Legitimation der Regierung durch Präsidentschaftswahlen zum verfassungsmäßig nächstmöglichen Zeitpunkt im September 2013. Die Wahlen konnten am 16. November 2013 abgeschlossen werden. Wahlsieger wurde Abdulla Yameen, Kandidat der von dem autokratischen Ex-Präsidenten Gayoom geführten Partei PPM.
Am 23. September 2018 wählten die Malediver den Kandidaten der Opposition, Ibrahim Solih mit über 58% zum Präsidenten. Bei den Parlamentswahlen am 6. April 2019 errang die Maledivische Demokratische Partei (MDP) eine Zweidrittelmehrheit. Die Abgeordneten werden in das Parlament („Peopl`s Majilis“) direkt gewählt. Das Parlament besteht aus einer Kammer. Der für fünf Jahre gewählte Präsident ist sowohl Staatsoberhaupt als auch Regierungschef.
Die Herausbildung stabiler demokratischer und rechtsstaatlicher Strukturen ist für die junge maledivische Demokratie angesichts einer starken politischen Polarisierung sowie radikaler islamistischer Kräfte weiterhin eine Herausforderung. Grundlage des maledivischen Rechtssystems ist die Scharia im Rahmen der scha’afitischen Rechtsschule (islamisches Recht). Daneben finden sich Elemente des britischen Common Law, insbesondere im Handelsrecht. Die Regierung Solih strebt eine Reform des Justizwesens an.
Quelle: Auswärtiges Amt